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Donnerstag, 22. Dezember 2016

Iran - und wie weiter?

Der Iran ist mehr als viermal so gross wie die Bundesrepublik Deutschland. Das heutige Staatsgebiet weist viele der ältesten Siedlungen der Menschheit auf. Viele davon gehen bis zum 10. Jahrtausend vor Christus zurück. Das altpersische Reich geht auf die Achämeniden zurück. Die grösste territoriale Ausdehnung fällt in die Zeit von Darius und seinen Nachfolgern. Das Zentrum war die heutige, auf einem Hochplateau liegende Provinz Fars. Das damalige Staatssystem war hochmodern. Es wurde eine einheitliche Sprache gesprochen, es existierten ein eigenes Geld-, Strassen- und Postsystem. Steuerabgaben ermöglichten die Bildung von staatlichen Infrastrukturen. Umfangreiche Bewässerungssysteme sorgten für eine effiziente Landwirtschaft. Kurz gesagt, die Perser waren damals ihrer Zeit weit voraus!

Was ist geblieben?
Heute ist der Iran ein Vielvölkerstaat, insbesondere im nördlichen Teil des Landes. Die Araber haben im 6. Jahrhundert den damaligen Persern die islamische Religion zwangsweise auf die Nase gebunden. Hier beginnt auch eine neue Zeitrechnung. Doch der Iran ist aber glücklicherweise nicht wie andere Länder vollständig arabisiert worden. Die persische Kultur ist erhalten geblieben, insbesondere in der Grossregion um die Provinz Fars.
Vertreter der Nachbarländer überbringen den alten Persern Geschenke der Freundschaft
(Persepolis, Zeit vor Christus)

Andererseits liegt seit der Revolution im Frühling 1979 die Auslegung der islamischen Religion wie eine grau-schwarze Wolke über der Seele und dem Gemüt der Iraner. Der Iran ist beileibe kein Rechtsstaat. Die drei Kernelemente Legislative, Judikative und Exekutive fehlen komplett. Im Gottesstaat übernimmt der sogenannte Wächterrat die Gesetzgebung, die Rechtsprechung und die Durchsetzung.
Wahrzeichen von Teheran

Die internationalen Sanktionen der letzten Jahrzehnte haben deutliche Spuren hinterlassen. Der Staat hat sich in den letzten 30 Jahren nur unwesentlich weiterentwickelt. Die Strassen sind zwar ordentlich und viele Iraner benutzen moderne Kommunikationssysteme. Doch die meisten ausländischen Websites sind gesperrt. Die medizinische Versorgung (Ärzte, Medikamente) war bis vor wenigen Jahren schlecht, ist aber jetzt wieder besser geworden. Der Iran ist ein Ölland, trotzdem sind Benzin und Diesel rationiert. Hier fehlen die Raffinerien und das eigene Know-how ist beschränkt. In einigen Belangen der Infrastruktur erinnert der Iran uns eher an afrikanische Entwicklungsländer als an einen modernen Staat.
Iraner sind intelligente und stolze Menschen, trotzdem hat ihr Selbstwertgefühl in den vergangenen Jahrzehnten arg gelitten. Sie möchten mit der westlichen Welt mitmachen und teilhaben. Sie wissen haargenau wie die Menschen im Westen leben. Auf der anderen Seite ist bei der Generation der 18 bis 35 Jährigen eine gewisse Resignation und Lethargie feststellbar.

Nach einer Studie der Teheraner Universität tragen sich 2 von 3 iranischen Studenten mit dem Gedanken ihr Studium im Ausland weiterzuführen und später auch im Ausland zu leben. Die Arbeitslosigkeit wird von Staatseite mit 12 % angegeben aber die Iraner selbst schätzen sie über 35 %. Für die Karriereentwicklung stehen zwei Wege offen; über die Universität oder über ein theologisches Studium an einer Koranschule. In der Koranschule können heutzutage auch sogenannte „westliche“ Fächer belegt werden. Falls der Student im Iran bleiben will scheint die Koranschule vielversprechender. Der Student erklimmt hier verschiedene Stufen der Qualifikation. Er kann, ohne Priester zu werden, irgendwann ausscheiden und als Lehrer, Beamter, Jurist oder Kaufmann arbeiten. Die Leute von den Koranschulen werden vom Staat oder von staatlich kontrollierten Unternehmen bevorzugt. Die Koranschulen können sich ihre Studenten aussuchen. Die besten, oder besser gesagt, die geeignetsten rücken Richtung geistliche Obrigkeit auf. Koranschulen werden vom Staat stark subventioniert und haben zudem umfangreiche Vermögen im Rücken.
alter Platz in Teheran

Somit ist das ausschliesslich religiös orientierte Führungssystem im Iran in den vergangenen Jahrzehnten zum systematischen Selbstläufer geworden. Falls die höchsten Führungsleute der Regierung ausfallen würden gäbe es keine grösseren Veränderungen. Das System regeneriert sich selbst von innen.
Die aktuelle Öffnung des Landes geschieht nicht aus einer Änderung der Regierungsgesinnung sondern aus der Not der Unterversorgung des Staates und dem fühlbaren Druck aus der Bevölkerung. Die Menschen im Iran sind mit ihrer eigenen Regierung nicht zufrieden! Die Trennung von Regierung und Religion wird in vielen Kreisen diskutiert. Die Leute stellen nicht die islamische Religion in Frage aber deren Auslegung durch die Ayatollahs und die Mullahs.
Das Verfalldatum des aktuellen Regierungssystems rückt im Iran unaufhaltsam näher! Auf der anderen Seite gilt heute der Iran in der westlichen Welt als stabiles und sicheres Land im Pulverfass "Naher Osten "- während gerade in dieser Region "Naher Osten" seit Jahrzehnten viele grosskalibrige Nationen ihre vor Eigeninteressen strotzenden Suppen kochen. Und uns dies als humanitäre Wohltat an den hier lebenden Menschen zu verkaufen versuchen!
Stimmt die Richtung noch?

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