...ruessbrugg retour ond es bizzli meh...damol oschtwärts...

Samstag, 5. November 2016

Türkei - Kappadokien

Kappadokien, das Land der Tuffpyramiden mit Pilz- oder Zwerghutformen hat uns im Nu erobert. Es fehlen nur noch die Kobolde und die Feen. Eine Märchenlandschaft durchzogen mit bizarren Tuffgebilden, unterirdischen Städten und unzähligen, byzantinischen Höhlenkirchen erwartet uns. In der südlichen Toskana haben die Menschen auf Tuffgestein gebaut, hier aber wohnen heute noch Leute in diesen ausgehöhlten Tuffpyramiden!

Wir lassen uns mitten in Göreme nieder. Das Dorf inmitten einer surrealen Tufflandschaft ist der Ausgangspunkt für unsere Ausflüge. Es liegt auch mitten in der schönsten Region Kappadokiens, das heisst im Dreieck Nevsehir, Avanos und Ürgüp. Die bedeutendsten Täler in diesem Gebiet wurden auch zum Nationalpark Göreme Tarihi Milli Parki zusammengefasst.

Wir haben vereinbart unsere Zeit in Kappadokien als Wanderferien-Woche zu betrachten und unsere Ziele zu „erlaufen“. Der Speck von der türkischen Riviera muss wieder weg. Also keine Taxis und keine Dolmuse.

Uchisar, der Emmentaler Burgfels, wird von Göreme bis zum höchsten Punkt erlaufen. Das idyllische Taubental wird durchquert. Wir ersteigen schlaftrunken um 05’15 und bei 2 Grad von der östlichen Seite den Hausberg von Göreme und beobachten den Start der unzähligen Heissluft-Ballone. Dutzende Pick-Up-Brüder vom Camionette verteilen die Ballone  in der Landschaft und die Leute werden später mit Bussen zugeführt. Das Startprozedere ist spektakulär, zu Spitzenzeiten gingen jeden Morgen über 200 Ballone in die Luft. Nach 2 Stunden sind wieder die Land Rover unterwegs um ihre Ballone zu suchen.

An einem der nächsten Tage hören wir vom geheimnisvollen Liebestal und machen uns umgehend auf den Weg. Heute können wir die Namensgebung mit ein klein wenig Schamröte nachvollziehen. Das White Valley ist ein Wandertraum, aber nicht ganz easy wenn man zuerst den Zugang zum Hauptweg verfehlt…. Es gibt viele Nebenwege und türkischen Wanderwege haben es in sich. Der Nebenweg vom Görkünderetal zum Zemital war auch so ein Suchen, ein Bauer hat uns schlussendlich einen Schleichweg verraten. Die Wanderung vom Rose Valley I über das Red Valley zum Rose-Valley II war vielleicht die eindrücklichste Tour. Das Profil unserer Wanderschuhe schmilzt dahin und der Muskelkater hat uns bis unter die Zähne erreicht. Aber es ist toll, wir geniessen die Landschaft und auch die schleichende Müdigkeit welche uns bereits am frühen Abend unmissverständlich ins „Körbli“ zwingt.

Im Open-Air-Museum hat uns die Carikli und die Tokali Höhlenkirche am besten gefallen. Von den scheinbar über 1000 Höhlenkirchen wollen wir nicht alle besuchen!


Die Temperaturen sind tagsüber knappe 20 Grad, aber in der Nacht geht es bis auf 0 Grad hinunter. Das gibt uns bereits einen kleinen Vorgeschmack auf Ostanatolien!

Sonnenaufgang in Göreme

Göreme


Taubenschläge im Taubental

Göreme und Hinterland

bewohnte Tuffsteinpyramide in Uchisar

Richtung Avanos
Höhlenwohnung zwischen Red Valley und Rose Valley

Höhlenkirche im Red Valley

Uchisar - durchlöcherter Burgfels

türkischer Leiterwagen in Uchisar

Dörrfrüchte - links süsse Tomaten, rechts Mangos

Äpfel, Feigen, Trauben und Mangos

im Osten von Göreme

unterirdische Wohnungen, jetzt klamm und feucht

ins paradiesische Taubental

Taubental

auf einem Nebenweg ins Liebestal
(4x4 oder auf allen Vieren)

Aha - das ist nun das Liebestal !

Liebestal

unsere Führerin und Bewacherin durchs Liebestal
(ein richtiger Flohbeutel)

Einrichten und Aufblasen der Heissluft-Ballone

einige liegen noch schlaff am Boden

endlich heben sie ab !

die Profi-Piloten gehen bis auf einige Meter an die Tuffsteinwände

grössere Höhlenkirche; Skelette liegen in Steinmulden

christliche Fresken aus dem 7. bis 11. Jahrhundert in den Höhlenkirchen
Höhlenkirche Carikli - innen die schönste
(mit Bewacher: Fotoverbot))

langgezogenes White Valley

enge Passagen im White Valley

vom White Valley nach Uchisar
ein schöner, stattlicher Hund der niemandem gehört
Görkündere-Tal; der Feen-Kamin ist gute 30 Meter hoch!
Zemital
(hier sind wir irgendwie runter)
Abendstimmung in Göreme

...und morgen heben sie wieder ab...

Freitag, 4. November 2016

Türkei - Taurus - Göskutal

Der Tag kam als wir schweren Herzens den Süden verlassen mussten. Dies ausgerechnet an einem klaren, sonnigen, mit azurblauem Himmel ausgestatteten Tag. Die kurvenreiche Küstenstrasse bringt uns zuerst nach Silifke. Hier wagen wir unser Camionette gegen Norden auszurichten. Hier mündet auch der Fluss Gösku ins Mittelmeer. Die Strasse führt uns entlang des Gösku ins Hinterland, in die schroffe Bergwelt des Taurus mit seinen Ruinenstätten. Ein wenig nach Silifke entdecken wir das kümmerliche Denkmal des volkstümlichsten deutschen Kaisers Friedrich I. Barbarossa, wie er auch genannt wurde, war damals Verteidiger des christlichen Glaubens und war der Chef des Dritten Kreuzzuges. Der arme Kerl verstarb nicht ruhmreich und heroisch zu Pferd auf dem Schlachtfeld. Nein! Er ertrank jämmerlich in der Gösku. Vielleicht war die schwere Ritterrüstung zum Schwimmen nicht so ideal? Damit war auch der Dritte Kreuzzug 1190 zu Ende.

Etwas nach der Stadt Mut biegen wir rechts ab und wagen den Aufstieg zur antiken Klosteranlage Alahan. Es ist später Nachmittag und unser Camionette schnauft sich die steilen Serpentinen hinauf. Es ist eine Piste mit Asphaltbrocken, übersät mit tiefen Schlaglöchern und ausgewaschenen Querrinnen. Ein regelrechter Flickenteppich mit ausgefransten Rändern.

Weltfern, in luftiger Höhe an der schroffen Südseite des Bergmassivs von Isaurien klebt die dreischiffige Basilika Alahan aus dem 5. Jahrhundert. Wir entdecken das Christusmedaillon und die beiden Erzengel Gabriel und Michael, wobei der letztere der beiden über barbusigen Frauen thront…? Schön und gut erhalten präsentiert sich die Hauptkirche, es fehlt nur das Dach.

Auf dem kleinen, vorgelagerten Pistenparkplatz können wir das Camionette kaum wenden, es hat sehr wenig Platz. Talseitig geht es schroff nach unten. Mit dem Bewacher des Komplexes können wir uns schlecht verständigen. Wir versuchen ihm zu erklären, dass wir hier übernachten wollen. Entgeistert gibt er uns zu verstehen, dass es hier kein Wasser und keine Toiletten gibt. Während der Nacht sei er auch nicht hier. Er zeigt auf der anderen Talseite ein kleines Dorf wo er wohnt. Wir bleiben hartnäckig bis er seinen Vorgesetzten anruft. Dann hellt sich seine dunkle Miene unerwartet auf und er produziert etwas, was ein Lächeln hätte darstellen sollen. Das erste Mal in der Türkei erlaubt uns das Kultur Historische Ministerium die Übernachtung in einer antiken Anlage! In Gallipoli und Termessos hatte Robert noch auf Granit gebissen. 

Aber auch hier in Alahan sieht man leider die Vorbereitungsarbeiten für die UNESCO. Bald wird jeder einzelne Stein auf der ganzen Erde Weltkulturerbe sein. Zu diesem Zeitpunkt wird dann auch der noch so kleinste Furz mit zartem Knoblauchgeschmack Weltkulturerbe sein. Ein Riesenheer von Beamten wacht heute bereits über unendlichen Listen und jahrelangen Genehmigungsverfahren am Hauptsitz in Paris. Die UNESCO arbeitet natürlich nicht nur vom Hauptsitz aus, ihre Leute haben die Regierungen der einzelnen Mitgliedsstaaten bereits erfolgreich infiltriert. Hier stehen dann separate Budgets für sie bereit. Die operative Dynamik hat bei diesen gut honorierten Beamten schon lange den gesunden Menschenverstand ersetzt. Wahrlich eine Fehlentwicklung sondergleichen! Die UNO als Aufsichtsorgan dieser Unterorganisation versagt hier leider.

Die Aussicht in das weite Tal des Gösku ist vom Feinsten. Wir geniessen in dieser Abgeschiedenheit das wohlverdiente Abendessen, den guten, türkischen Rotwein und einen unvergesslichem Sonnenuntergang.


Am Morgen erwachen wir dafür mit 12 Grad im Wagen und 5 Grad draussen. Die angenehmen Temperaturen sind wie wegerodiert. Die Reise geht weiter. Wir überqueren den Sertavul-Pass. Von Karaman bis nach Eregli präsentiert sich eine schnurgerade, topfebene und brandneue, zweispurige Autostrasse. Die Landschaft erinnert uns an Namibia, die Temperaturen sind wieder angenehm. Es ist trocken und menschenleer. Für wen haben die Türken diese High-End-Superstrasse gebaut? Wir nähern uns einem weiteren Weltwunder der Natur im Herzen von Anatolien: Kappadokien


Camp Paradies in Anamur 30 Grad warm

gegrillte Pouletbrust, Bratkartoffeln und Salat aus dem Burggarten

Küste zwischen Anamur und Silifke

Festung Silifke

Göskutal mit dem Fluss Gösku
(hier hat Kaiser Friedrich I versucht mit der Ritterrüstung zu schwimmen)

Basilika Alahan, hoch in den Bergen



Zugang zu Alahan
(auf dem kleinen Plätzchen haben wir übernachtet)




wenig Platz für Camionette

Gebirgspiste zur Klosternalage Alahan

wie in Namibia
(zwischen Karaman und Eregli)

kleiner Weiler in diesem savannenartigen Nirgendwo

nur diese High-End-Superstrasse passte irgendwie nicht hierher

für diese hübsche Türkin suchen wir noch einen Bräutigam!